
Unser tägliches Gespräch
Wir senden uns ständig gegenseitig Nachrichten. Natürlich auch mit dem Smartphone – aber auch im täglichen Gesprächskontakt von Mensch zu Mensch.
Dazu kann man gut das Kommunikationsquadrat (nach Schulz von Thun) verwenden, auch Vier-Ohren-Modell genannt. Das tückische an der Kommunikation ist ja, dass die Nachricht manchmal anders gehört wird als sie beabsichtigt war. Das hängt auch davon ab, ob einem der andere sympathisch ist, also z. T. von Dingen, die mit der Sache gar nichts zu tun haben.
Sachebene Worüber wird informiert
Selbstoffenbarungsebene Was gebe ich von mir zu erkennen
Beziehungsebene Was ich von Dir halte und wie ich zu Dir stehe
Apell Was Du tun sollst
Ein beliebtes Beispiel: „Die Ampel ist rot“
Sachebene Es leuchtet die oberste von drei Lampen. In diesem Fall rot
Selbstoffenbarung Ich fürchte einen Unfall
Beziehungsebene Du bist ein schlechter Fahrer
Apell Bremse rechtzeitig!
Was daraus verstanden oder eben fehlverstanden werden kann:
„Die Ampel ist rot“ aus der Sicht des Empfängers
Sachebene Mir wird mitgeteilt, dass das oberste von drei Leuchtmitteln offenbar
stromdurchflossen ist und der optische Filter im Glas vor der Lichtquelle
für das menschliche Auge die rote Farbe erkennen lässt (humoristisch)
Selbstoffenbarung Der Sender ist ängstlich
Er mag die Farbe Rot nicht
Er würde aus Energiespargründen die Ampeln abschalten lassen
Beziehungsebene Ich werde bewertet (schlechter Fahrer)
Ich übersehe Offensichtliches
Ich liege falsch, wenn ich das anders sehe
Apell Brems!
oder wieder mit Humor:
Er möchte meine Lieblingsfarbe wissen
Er will, dass ich mich energiepolitisch positioniere
Man kann sich sicher vorstellen, was die Rückmeldung des Empfängers beim Sender auslösen kann. Die meisten Sender werden sie vorhersehbar interpretieren und werten. Daraus entstehen die bekannten Konfliktsituationen, der nachgeordnete Dialog ist selten konstruktiv – von einer zielführenden Entwicklung des Gespräches ganz abgesehen.
Auch zum Beispiel Einwände können diese Elemente einer Botschaft enthalten.
Einwand:
„Also ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie Du das schaffen willst.“
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SACHEBENE
Sachliche Zweifel Zweifel |
Ich traue Dir das nicht zu |
GEFÜHLSEBENE
Persönliche Abwertung |
Reaktion:
„Du hast auch nicht die Einsichten, die ich habe.“
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SACHEBENE
Sachliche Zweifel Zweifel |
Aus Deiner beschränkten Perspektive kannst du das auch gar nicht beurteilen |
GEFÜHLSEBENE
Persönliche Abwertung |
Was tun?
Aus der Empfängerperspektive:
Ich vergegenwärtige mir, dass VIER Ebenen existieren und wir fast ausschließlich auf der Beziehungsebene (Gefühle) reagieren – hier ist die Gefahr am größten, dass wir uns persönlich angegriffen fühlen.
Was ich auf der Beziehungs-Ebene höre, ist selten zielführend. Ich achte mehr auf die Selbstoffenbarungs-Ebene und auf die Appell-Ebene und verwende die hier übermittelten Informationen.
Aus der Senderperspektive:
Ich führe mir vor Augen, dass mein Empfänger unmöglich oder zumindest sehr unwahrscheinlich dieselben Sprach- und Deutungsmuster hat wie ich und dass ich nicht erwarten sollte, dass er mich genau versteht.
Dabei sind die Verbindung und die Machtverhältnisse der beiden Kommunikatoren von Bedeutung und diese können je nach Kultur und Kontext sehr unterschiedlich sein.
Wenn Barack Obama zu seiner Tochter sagte, sie möge bitte das Licht im Bad ausmachen und sie reagierte kess, konnte er nicht gut erwidern: „Na hör mal! Wie redest Du denn mit dem Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika?“ Er hatte in dieser Situation keine präsidiale Macht.
Sollte die Ehefrau auf dem Beifahrersitz sagen, dass die Ampel rot ist und Sie nehmen bei der Antwort Bezug auf das stromdurchflossene Leuchtmittel, können Sie den weiteren Verlauf des Gespräches etwa abschätzen. Ein „Wie redest Du mit mir“ könnte die Folge sein.
Hier geht es oft schon um Konfliktpotential. Dem lässt sich in der Vorstufe bereits begegnen – an der Stelle, wo Sender und Empfänger bisher die vier Ebenen der Nachricht außer Acht ließen und aneinander vorbei redeten.
Zum Glück kann man anhand der gewonnenen Erkenntnisse seine Gespräche konstruktiver machen.

Der Autor
Hans-Georg Drape ist Verkaufs- und Kommunikationstrainer, Keynote Speaker
und Mitglied des BUNDESVERBAND Farbe Stil Image e.V.
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